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Hüteschäferei - mit den Tieren unterwegs


Dem "Wanderschäfer" kommt im Landkreis Lichtenfels eine Schlüsselrolle zu, wenn es um die Offenhaltung der Landschaft und um den Arten- und Biotopschutz geht. Mit seinen Schafen und Ziegen in der Herde sorgt er für optimale Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Man kann mit Recht behaupten, dass das überleben nicht weniger Arten sehr stark von der Tätigkeit des Schäfers abhängt, so wie beim Apollofalter oder den reizvollen Orchideen.Der Landschaftspflegeverband im Landkreis Lichtenfels setzte von Anfang an auf die Schäfer, als die Frage aufkam, wie die freigestellten und entbuschten Trockenstandorte auf Dauer offen gehalten werden können. Die Fels durchsetzten Wacholderheiden und andere Halbtrockenrasen sind doch erst durch die Jahrhunderte lange Beweidung mit Schafen entstanden. Die Vorteile einer Beweidung der vielen Flächen gegenüber einer regelmäßigen und mühseligen Mahd liegen auf der Hand: Beweidung ist weit kostengünstiger als Mahd und man hat nicht das "Entsorgungsproblem" für das anfallende Grüngut! Ganz wichtig ist auch das Argument, dass gegenüber einer reinen Pflegemahd die Beweidung als eine landwirtschaftliche Nutzungsform mit Tradition eher Sinn macht. Der LPV betreut derzeit über 250 ha Wacholderheiden und andere Trockenstandorte, die in Beweidung stehen. Und unsere Partner können sich auf uns verlassen. Der LPV ist immer als Ansprechpartner für "seine" Schäfer Anton Wunderlich (Staffelbergjura) und Felix Steinhagen (Weismainalb) da. Wir beraten sie in allen Fragen rund um die Schäferei und den zugang zu Förderprogrammen.Die heutigen Schäfer sind wichtige Partner eines modernen Arten- und Biotopschutzes. Der Landschaftspflegeverband bringt die wissenschaftliche Erkenntnis zur Umsetzung in die Praxis. Biologe und Schäfer arbeiten Hand in Hand, wenn es etwa um den Erhalt des Apollofalters geht. Beide Seiten lernen und profitieren von dieser Zusammenarbeit.Die Bedeutung der Wanderschäferei für den Biotopverbund ist heute unumstritten, denn eine Vernetzung von Lebensräumen auf direktem Weg - wie beim Projekt Spitzberg-Lerchenberg - ist heute nur nach an wenigen Stellen möglich. Die zu vernetzenden Lebensräume liegen oft zu isoliert und weit voneinander entfernt. Durch Sicherung und stetige Verbesserungen dieser verbliebenen "Restflächen" kann dennoch viel erreicht werden. Der LPV im Landkreis Lichtenfels setzt aber sehr auf eine Erfolg versprechende Strategie: das indirekte Verbundsystem über die Wanderschäferei. Denn die Schafe sichern nicht nur die Lebensräume vieler Tier- und Pflanzenarten. Die Beweidung selbst sowie die Wanderungen zwischen den Flächen sind für einen Artenaustausch zwischen isolierten Lebensräumen entscheidend. |

Schafe als Taxis
In einer wissenschaftlichen Untersuchung konnte man Samen und Sporen von 108 Gefäßpflanzenarten an Schafen zählen. zudem wurden dabei 27 Tierarten im Fell, den Exkrementen und zwischen den Hufen der Schafherde gefunden. Größte Bedeutung hat das Fell der Schafe, in dem Pflanzensamen über Monate transportiert und somit über den gesamten Bewegungsraum der Schafherde verbreitet werden können. Im Fell wurden auch 13 Heuschreckenarten gefunden. Experimente zeigten, dass Heuschrecken im Mittel 14 Minuten auf den Schafen verweilen. Bei den Wanderungen können diese Tiere so durchaus über einen halben Kilometer mit der Herde bequem auf dem "Schaftaxi" mitwandern. Selbst die nicht gerade als sehr mobil bekannten Schneckenarten können sich so über das ganze Weidegebiet ausbreiten. Vor allem die Jugendstadien werden im Erdmaterial zwischen den Hufen über lange Strecken transportiert.

Ansprechpartner


Leonhard Anwander

Diplom-Geograph, stellvertretender Geschäftsführer; Beratung und Betreuung der Weidetierhalter, Projektkoordination von Großprojekten im Natur- und Artenschutz, Koordination der Pflege von Ausgleichs- und Ökokontoflächen

09547 8733412

E-Mail:leonhard.anwander[at]lpvobermain[.]de